- ökologisches Bauen: Wassernutzung
- ökologisches Bauen: WassernutzungDurch Siedlung und Verkehr wird in den Ballungszentren bis zu 80 Prozent der Fläche genutzt. Die Auswirkungen der Flächenversiegelung zeigen sich bereits in Hochwasserschäden nach starken Niederschlägen. Bei hohem Versiegelungsgrad kann das Regenwasser in viel zu geringem Maß ins Grundwasser versickern, stattdessen fließt es in den meisten Fällen in die Kanalisation. Damit erhöht sich der Oberflächenwasserabfluss, und das Regenwasser steht für die direkte Grundwasserbildung nicht mehr zur Verfügung. Zur Förderung der Grundwasserbildung muss dafür gesorgt werden, dass das Regenwasser vor Ort versickern kann.Regenwasser lässt sich mit entsprechenden Nutzungsanlagen problemlos für WC-Spülung, Waschmaschine, Putzen und Reinigen sowie Gartenbewässerung verwenden. Wenn ausschließlich der Garten bewässert werden soll, lohnt sich der Einbau einer kompletten Regenwasseranlage nicht. Es reicht in diesem Fall aus, das Regenwasser in einem Tank oder einer Tonne zu sammeln und bei Bedarf zum Gießen zu verwenden.Eine Regenwasseranlage zur Brauchwasserversorgung ist mit einer konventionellen Heizungsanlage vergleichbar. Beim Einbau muss eine Reihe von Punkten beachtet werden: Nur das Ablaufwasser von geeigneten Dachflächen darf genutzt werden, sonstige versiegelte Flächen wie Balkone, Terrassen oder Hofflächen dürfen wegen möglicher massiver Verschmutzungen nicht angeschlossen werden. Auch bei Störfällen der Anlage muss die Gebäudeentwässerung gewährleistet sein. Die Rohre dürfen keine Querschnittsverengungen aufweisen und eine Entlüftung der Anlage ist vorzusehen. Um Verschmutzungen oder gar Verstopfungen der Rohre zu vermeiden, muss der Speicher gegen Fremdschmutzeintrag gesichert werden und eine Feinfilterung des Speicherwassers erfolgen. Darüber hinaus sollte auf kurze und möglichst gerade Leitungsführung im Haus geachtet werden. Die Verwendung korrosionsbeständiger Materialien und hochwertiger, langlebiger Bauteile versteht sich fast von selbst. Die Anlage sollte weder Licht noch Dauertemperaturen von über 18 Grad Celsius ausgesetzt werden. Trink- und Brauchwassersystem müssen strikt getrennt bleiben, und alle Anlagenteile mit »Kein Trinkwasser« gekennzeichnet sowie gegen versehentliche Entnahme gesichert werden.Sowohl bei Neubauten als auch bei nachträglicher Installation müssen richtig dimensionierte Rohrleitungen und natürlich auch die potenziell auffangbaren Wassermengen berücksichtigt werden. Der Regenwasserertrag pro Jahr (in Kubikmetern) lässt sich aus dem Produkt von Dachfläche (Projektionsfläche in Quadratmetern), dem Abflussbeiwert für geneigte Ziegeldächer (0,75) sowie der durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge (in Millimetern) errechnen. Von der so ermittelten Menge können im Durchschnitt etwa 85 bis 90 Prozent des Regenwassers genutzt werden; der Rest steht als anlageninterner Verbrauch für die Versorgung nicht zur Verfügung.Der wirtschaftliche und ökologische Nutzen einer Regenwasseranlage ergibt sich vor allem aus ihrer Betriebsdauer. Bei derzeitigen Kosten ist je nach Investition die Amortisation einer derartigen Anlage nach etwa fünf bis zehn Jahren erreicht.GrauwassernutzungDie Idee klingt einfach: Man nehme bereits gebrauchtes Wasser, beispielsweise Badewasser, und verwende es anschließend zur Toilettenspülung. Im Gegensatz zu Regenwasseranlagen zielt diese Grauwassernutzung auf den nochmaligen Einsatz bereits bezahlten Trinkwassers.Trotz der Einfachheit der Idee konnte sie sich bislang noch nicht auf dem Markt durchsetzen. Zum einen erfordert eine Grauwasseranlage — genauso wie eine Regenwasseranlage — eigene Leitungsinstallationen, zum anderen tritt bei vielen Anlagen das Problem auf, dass das gesammelte warme, leicht verschmutzte Wasser zu faulen und damit zu riechen beginnt. Es entstehen Schwefelwasserstoffausdünstungen. Professionelle Grauwasseranlagen lösen das Geruchsproblem mit einer biologischen Reinigungsstufe, beispielsweise einem Schilfbeet, oder aber mit biologischen Klärprozessen im Grauwassersammelbehälter.Die naturnahe Abwasserbehandlung (wie Pflanzenkläranlagen, bewachsene Bodenfilter) nutzt das Reinigungspotenzial von Böden, Mikroorganismen und Pflanzen mit einer entsprechend konstruktiven Gestaltung auf engstem Raum. Das Abwasser wird einem mit ausgewählten Sumpfpflanzen bewachsenen Bodenkörper zugeleitet und durchfließt diesen. Die organischen Schmutzstoffe werden von Pflanzen und Mikroorganismen um- oder abgebaut. Ein Teil der Substanzen wird im Boden festgehalten, der andere Teil von Pflanzen und Mikroorganismen als Nährstoff aufgenommen und nach der Verarbeitung an die Atmosphäre abgegeben. Die Anforderungen an Pflanzenkläranlagen sind in der Rahmenabwasserverwaltungsvorschrift festgeschrieben.Dipl.-Biol. Bettina Kapahnke-Knittel, MannheimWeiterführende Erläuterungen finden Sie auch unter:ökologisches Bauen: BegrünungGrundlegende Informationen finden Sie unter:ökologisches Bauen: InnenausbauEnergiegerechtes Bauen und Modernisieren. Grundlagen und Beispiele für Architekten, Bauherren und Bewohner, herausgegeben von der Bundesarchitektenkammer. Bearbeitet vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie. Basel u. a. 1996.Häuser ökologisch geplant, preiswert gebaut. Tips und Ideen, Materialien und Beispiele, herausgegeben von Hans-Peter Bauer-Böckler. Taunusstein 1996.König, Holger: Wege zum gesunden Bauen. Wohnphysiologie, Baustoffe, Baukonstruktionen, Normen und Preise. Staufen im Breisgau 91997.König, Klaus W.: Regenwassernutzung von A-Z. Ein Anwender-Handbuch für den Planer, den Handwerker und den Bauherren. Donaueschingen 41996.Lebensräume. Der große Ratgeber für ökologisches Bauen und Wohnen, herausgegeben von Thomas Schmitz-Günther. Köln 1998.Leitfaden zum ökologisch orientierten Bauen, herausgegeben vom Umweltbundesamt. Heidelberg 31997.Ökologisch bauen - aber wie? Ein Ratgeber für Bauherren.Mit Bezugsquellennachweis, bearbeitet von Tu Was - Ökologische Verbraucherberatung Mainfranken e. V. Düsseldorf 21997.
Universal-Lexikon. 2012.